Master thesis

Lexikalische Vielfalt in schriftlichen Produktionen von Schülerinnen und Schülern : Eine vergleichende Untersuchung von subjektiver Einschätzung und ausgewählten Massen lexikalischer Vielfalt in den Fremdsprachen Französisch und Englisch am Ende der obligatorischen Schulzeit

Langues, arts, cultures : médiation et enseignement

  • Uni Fribourg, 2023

Masterabschluss: Uni Fribourg, 2023

German Lexikalische Vielfalt in schriftlichen Produktionen von Lernenden
Eine vergleichende Untersuchung von subjektiver Einschätzung und ausgewählten Massen lexikalischer Vielfalt in den Fremdsprachen Französisch und Englisch am Ende der obligatorischen Schulzeit
Die Schweizer Bildungslandschaft hat sich in den letzten Jahren sprachpolitisch stark weiterentwickelt. In der interkantonalen Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule, dem HarmoS-Konkordat von 2008, wurde der Fremdsprachenunterricht geregelt. Zudem hat die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) bereits 2004 beschlossen (vgl. EDK, 2004), dass alle Lernenden in der obligatorischen Schulzeit zwei Fremdsprachen erlernen sollen. Die erste Fremdsprache wird ab der fünften Klasse (5H) und die zweite ab der siebten Klasse (7H) unterrichtet. Im deutschsprachigen Oberwallis wird Französisch als erste Fremdsprache und Englisch als zweite Fremdsprache unterrichtet (vgl. DVB, 2018, S. 53; EDK, 2022, S.3). Obwohl die Stundentafel mehr Lektionen für die erste Fremdsprache als für die zweite vorsieht (Staatskanzlei, 2020, S. 2; vgl. Staatsrat, 2014), werden beim Abschluss der obligatorischen Schulzeit im Sinne der Mehrsprachigkeitsdidaktik vergleichbare Kompetenzen in beiden Fremdsprachen erwartet (Bertschy et al., 2018, S.3; DVB, 2018, S. 63f.; EDK, 2011, S.6f; HarmoS-Konkordat, 2008, S.3). Es wird davon ausgegangen, dass der schnellere Lernfortschritt in der zweiten Fremdsprache durch die bereits erworbenen Kompetenzen in der ersten Fremdsprache ermöglicht wird (DVB, 2018, S. 56; EDK, 2011, S. 6). Der Lehrplan 21 legt in den strukturellen und inhaltlichen Hinweisen die erwarteten Grundkompetenzen in Fremdsprachen auf Basis des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) fest. Die Mindestanforderungen am Ende der obligatorischen Schulzeit liegen im Schreiben in beiden Fremdsprachen beim Niveau A 2.1 nach dem GER (DVB, 2018, S. 63).
Das Projekt zielt darauf ab, zu untersuchen, ob die Erwartungen gemäss Lehrplan 21 in Bezug auf die Vergleichbarkeit der schriftlichen Kompetenzen im Hinblick auf die lexikalische Vielfalt in den beiden Fremdsprachen Französisch (L2) und Englisch (L3) am Ende der obligatorischen Schulzeit erfüllt werden und zeigt auf, inwiefern sich die lexikalische Vielfalt in Textproduktionen der beiden Fremdsprachen voneinander unterscheidet. Der Textkorpus, welcher anhand einer Schreibaufgabe zu einem kurzen Trickfilm Spot generiert wurde, besteht aus 386 Aufsätzen von 183 Lernenden, wobei ein Teil ebenfalls als Referenzkorpus in Form von Aufsätzen aus der jeweiligen Sprachregion der Fremdsprache (GB; USA; UVS) fungiert. In der Auswertung der Daten wurden neben objektiven algebraischen Massen lexikalischer Vielfalt, wie etwa der Type-Token-Ratio (vgl. Johnson, 1944), dem Guiraud-Index (vgl. Guiraud, 1954) und der Measure of textual lexical diversity (MTLD) (vgl. McCarthy, 2005), auch Daten aus holistischen Ratings durch angehende Lehrpersonen (vgl. Jarvis, 2013), berücksichtigt.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass erstens die Wahrnehmung des lexikalischen Reichtums in erheblichem Masse mit Hilfe textbasierter Indizes vorhergesagt werden kann und dass zweitens Unterschiede bezüglich der lexikalischen Vielfalt, auch in Zusammenhang mit anderen Variablen, wie etwa weiteren Kriterien des Textratings, den Notendurchschnitten im Bereich Schreiben, den ermittelten Massen lexikalischer Vielfalt eines Referenzkorpus oder der Gegenüberstellung zur Unterrichtssprache, in den beiden Fremdsprachen vorhanden sind. Die Analysen zeigen, dass die Textproduktionen in Englisch eine höhere lexikalische Vielfalt, sowohl durch die Berechnung algebraischer Masse als auch beim Rating durch menschliche Gutachterinnen und Gutachter, aufweisen als in Französisch.

Die vorhandenen Analysen zeigen Hinweise auf Unterschiede in der lexikalischen Vielfalt zwischen den beiden unterrichteten Fremdsprachen im aufgeführten Kontext. Allerdings ist es schwierig, klare Schlussfolgerungen bezüglich der lexikalischen Vielfalt in Verbindung mit den im Lehrplan 21 definierten Zielen zu ziehen. Weitere Studien sind notwendig, um diese Zusammenhänge genauer zu untersuchen.

Bertschy, I., Egli Cuenat, M., & Stotz, D. (2018). Passepartout. Fremdsprachen an der Volkshochschule. Lehrplan Französisch und Englisch. (Version Kanton Wallis; S. 80).
DVB - Departement für Volkswirtschaft und Bildung des Kantons Wallis. (2018). Lehrplan 21: Gesamtausgabe. Lehrplan für die deutschsprachigen Schulen des Kantons Wallis.
EDK. (2004). Sprachunterricht in der obligatorischen Schule: Strategie der EDK und Arbeitsplan für die Gesamtschweizerische Koordination. Beschluss vom 25. März 2004.
EDK. (2011). Grundkompetenzen für die Fremdsprachen. Nationale Bildungsstandards.
EDK. (2022). Erste obligatorische Fremdsprache / première langue étrangère obligatoire Primarstufe / degré primaire – Sekundarstufe I / degré secondaire I (S. 1–2).
Guiraud, P. (1954). Les caractères statistiques du vocabulaire: Essai de méthodologie. Presses universitaires de France, 1954.
HarmoS-Konkordat. (2008). SGS 411.4 § Interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule.
Jarvis, S. (2013). Capturing the Diversity in Lexical Diversity: Lexical Diversity. Language Learning, 63, 87–106.
Johnson, W. (1944). I. A program of research. Psychological Monographs, 56(2), 1–15.
McCarthy, P. M. (2005). An assessment of the range and usefulness of lexical diversity measures and the potential of the measure of textual, lexical diversity (MTLD). Doctoral dissertation.
Staatskanzlei (2020). Staatsratsentscheid Stundentafel Primarschule.
Staatsrat (2014). Übergangsstundentafel für die Orientierungsschule Oberwallis.
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  • German
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